Dies ist ein Erfahrungsbericht eines Bewerbers für ein Promotionsstipendium bei der Friedrich-Naumann-Stiftung.
Ich war im Februar 2012 zum Auswahlgespräch in Gummersbach bei der FNS.
Vielleicht kurz zu meinem Hintergrund: Ich bin Historiker und meine Dissertation beschäftigt sich mit dem Einfluss Englands auf den politischen Liberalismus im deutschen Kaiserreich. Ich glaube der thematische Bezug zum Liberalismus war auch das wesentliche Motiv für die FNS mich überhaupt einzuladen, denn ich war damals weder FDP-Mitglied, noch bin ich durch große Nähe zu der Partei aufgefallen.
In einem Buch über die verschiedenen Stiftungen, die Promotionsstipendien vergeben, habe ich zuvor gelesen, dass die FNS bevorzugt Promovierende aus den Bereichen der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften fördert. Dies hat sich dann vor Ort auch eins-zu-eins bestätigt. Eine spontane Umfrage unter den etwa 50 angereisten Kandidaten ergab, dass es nur noch einen weiteren Historiker gab. Knapp 2/3 etwa kamen aus den zuvor genannten Bereichen. Dann gab es noch ein paar wenige weitere „Exoten“, etwa einen Medienwissenschaftler. Das Prozedere vor Ort fand ich weniger gelungen. Von einem Kollegen, der ein Stipendium bei der KAS erhalten hatte, wusste ich, dass er dort ein ganzes Wochenende zur Auswahltagung war, wobei es einen Mix aus Gesprächen, Workshops und Assessement Center gab. Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung jedoch beschränkte sich das Ganze lediglich auf ein 45-minütiges Gespräch mit einem Team aus drei Interviewern, alles ehemalige Stipendiaten der FNS. Einer davon war „vom Fach“, also auch Historiker, einer Rechtsanwalt, beim dritten kann ich mich leider nicht mehr an den genauen beruflichen Background erinnern, glaube aber, dass er auch selbständig war.
Es wurden Fragen zu verschiedenen Themenkomplexen gestellt, wobei das Dissertation-Projekt enttäuschender weise nur einen geringeren Teil ausmachte. Vielmehr interessierte man sich für die Fragen, was mich mit dem Liberalismus verbindet, was für mich „liberal“ überhaupt bedeutet und was ich bisher so in diesem Sinne schon getan hätte. Auch wurden konkrete politische Themen angesprochen, die damals gerade aktuell waren. Dummerweise ließ ich mich auf eine Diskussion über das damals gerade debattierte Urheberrecht ein, ohne zu wissen, dass dieser Rechtsanwalt darauf spezialisiert war. Alles in allem fand ich dieses Vorgehen nicht so gelungen. Denn sich nur auf dieses eine Gespräch zu beschränken und alles davon abhängig zu machen, ist im Vergleich zu den Verfahren anderer Stiftungen schon etwas dünn, da man so ja allerhöchstens einen Ausschnitt des Kandidaten kennenlernt und nicht gerade die Qualität des Dissertations-Projekts in den Vordergrund rückt. Es blieb eben einfach sehr oberflächlich.
Letztendlich hat es mit dem Stipendium bei der FNS auch nicht geklappt, was sicherlich auch an meiner suboptimalen Performance und Vorbereitung lag.
Ich hatte eine recht lange Anreise (sieben Stunden mit der Bahn), wonach es wohl niemandem leicht fällt, eine tolle Vorstellung abzuliefern. Kandidaten aus dem Kölner Raum z.B. waren da wesentlich im Vorteil. Zu empfehlen ist also im Falle der FNS eine Anreise auf den Vortag zu legen und eine Übernachtung etwa in Köln dazwischen zu schieben, sodass man am Tag des Gesprächs entspannt in einer Stunde nach Gummersbach fahren kann. So würde ich es zumindest machen, wenn ich noch mal in der Situation wäre.
Letztendlich habe ich dann ein Stipendium der Landesgraduiertenförderung Brandenburg erhalten, welches nur unwesentlich schlechtere finanzielle Konditionen hatte als jene der parteinahen Stiftungen, jedoch auch mit keinerlei Verpflichtungen zum Mitwirken in den Stipendienprogrammen verbunden war.
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